Telefónica Deutschland: Exklusiv-Interview mit CFO Markus Rolle

Unser heutiger Interviewpartner ist der CFO der Telefónica Deutschland, Markus Rolle.

Herr Rolle hat uns einen tieferen Einblick in die aktuellen Unternehmensgeschehnisse gewährt. Die Telefónica Deutschland ist mit 43,5 Millionen Mobilfunkanschlüssen und 2,2 Millionen Breitbandanschlüssen einer der führenden integrierten Telekommunikationsanbieter in Deutschland. Das Unternehmen bietet Mobil- und Festnetzdienste für Privat- und Geschäftskunden, sowie digitale Lösungen auf Basis Ihrer Infrastruktur und der Analyse von Mobilfunkdaten an.

Herr Rolle, der Markt wird im Moment von Hilfsprogrammen überflutet. Erwarten Sie nachhaltige Änderungen bei den Finanzierungsbedingungen? Können Sie mir diese Entwicklung aus Ihrer Sicht skizzieren?

Herr Rolle: In Krisenzeiten wie dieser spielt finanzielle Flexibilität eine noch wichtigere Rolle als sonst. Glücklicherweise ist Telefónica Deutschland dahingehend gut aufgestellt:

Zum einen haben wir ein Geschäftsmodell, welches sich in Krisen als sehr robust erwiesen hat und einen stabilen Cash Flow generiert.

Zum anderen verfügen wir derzeit über mehr als 2 Milliarden Euro Liquiditätsreserven. Wichtige Bausteine hierzu sind zwei ungezogene Kreditlinien in Höhe von 1,2 Milliarden Euro, welche wir im Dezember 2019 und Januar 2020 abgeschlossen haben. Der Zeitpunkt des Abschlusses war aus heutiger Sicht sehr gut gewählt – die Risikoaufschläge für Kredite (Spreads) lagen hier auf „rekordniedrigem Niveau“ und betrugen einen Bruchteil dessen, was derzeit für vergleichbare Finanzierungen im Markt gefordert wird.

Dazu erwarten wir aus dem Verkauf unserer passiven Infrastruktur ab September über die nächsten fünf Jahre einen Verkaufserlös von insgesamt 1,5 Milliarden Euro.

Bei Bedarf böten sich durch unseren Zugang zum Anleihenmarkt mittels neuer Kaufprogramme der Zentralbanken sehr günstige Finanzierungskonditionen, welche in Bezug auf die Kupons fast schon wieder Vorkrisenniveau erreicht haben.

Liquiditätsreserven sind definitiv wichtig in solch extremen Situationen. Freu mich sehr zu hören, dass Sie diesbezüglich gut aufgestellt sind. Was hat sich denn durch die Corona-Pandemie in Ihrem Unternehmen verändert?

Herr Rolle: Unser Unternehmen hat in der Corona-Pandemie bislang relative Stärke gezeigt – vor allem im Vergleich zu unseren Wettbewerbern und zur Industrie. Telefónica Deutschland bleibt ein Stabilitätsanker in der deutschen Wirtschaft. Unser Kerngeschäft ist intakt.

Im ersten Halbjahr konnten wir unseren Umsatz, trotz der Pandemie, um 2 Prozent steigern während unser Betriebsergebnis (das um Sondereffekte bereinigte OIBDA) um 1,9 Prozent sank. Rechnet man den Corona-Einfluss und weitere einmalige Sondereinflüsse heraus, sieht man, wie solide das Geschäft im Grundsatz ist: Dann zeigt sich ein Umsatzplus von 3,8 Prozent sowie ein OIBDA Anstieg von 2,4 Prozent in H1 20.

Besonders zu Beginn der Krise hat sich sowohl die Sprachtelefonie als auch die Nutzung von Internetdiensten stark erhöht. Durch die Schließung unserer o2 Shops, von Mitte März bis Ende April, hat sich der Vertrieb Richtung Onlinekanäle verlagert. Die Neukundengewinnung und das Aufladen von Prepaid-Karten liegt nun annähernd wieder auf Vorkrisenniveau. Die Abwanderungsrate verbleibt auf einem niedrigen Level. Mit Lockerung der Reisebeschränkungen erwarten wir auch bei den Roaming-Umsätzen allmählich Erholung.

Intern haben wir sehr von den Digitalisierungsinitiativen der vergangenen Jahre profitiert: Unsere Mitarbeiter arbeiten in den meisten Bereichen seit Jahren mobil und nutzen elektronische Workflows, sodass die Prozesse auch aus dem Home-Office heraus reibungslos funktionieren. Im Oktober letzten Jahres haben wir bereits für alle Mitarbeiter MS-Teams eingeführt – ein Tool, welches von vielen Unternehmen erst nach Beginn der Krise bereitgestellt wurde. Absolutes Neuland war für uns, unsere Customer Service Mitarbeiter „über Nacht“ Home-Office-fähig zu machen, oder mit sehr kurzer Vorlaufzeit unsere Hauptversammlung virtuell zu veranstalten. Zudem haben wir komplexe Projekte wie den Vertragsabschluss zum Verkauf unserer passiven Infrastruktur sowie die temporäre Mehrwertsteuersenkung in Rekordzeit mit einem bereichsübergreifenden Team, vollkommen virtuell gestemmt. Diese Leistungen sind in meinen Augen gar nicht hoch genug zu bewerten.

Diesen Aspekt kann ich bestens nachvollziehen. Sie sind bereits kurz auf die Stärke der Telefónica im Vergleich zu den Wettbewerbern der Branche eingegangen. Werden wir hier etwas konkreter: Was unterscheidet die Telefónica Deutschland von den Wettbewerbern der Branche?

Herr Rolle: Kein anderer Telekommunikationsanbieter verbindet so viele Menschen hierzulande wie Telefónica Deutschland: Wir zählen mehr als 42 Millionen Anschlüssen im Mobilfunk. Auch im Festnetz zählen mehr als 2,2 Millionen Kunden auf uns. Mit über 80 Prozent eigenen Kunden haben wir zudem mehr direkte Geschäftsbeziehungen als irgendein anderer Anbieter hierzulande.

Wir sind im Markt klar positioniert, indem wir unseren Kunden ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis bieten. Dies ist gerade jetzt ein Vorteil, weil Verbraucher und Geschäftskunden noch genauer auf ihre Kosten achten. Unser Geschäftskundenanteil ist im Vergleich zum Wettbewerb relativ gering, was sich in der Corona-Pandemie und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Folgen, ebenfalls als Vorteil erweist.

Zudem sind wir in unserer Branche Vorreiter für verantwortungsvolles, nachhaltiges Wirtschaften. Ein Blick in unseren Corporate-Responsibility-Bericht für das Jahr 2019 zeigt, einmal mehr haben wir unsere ambitionierten Nachhaltigkeits-Ziele erreicht. So haben wir den CO2-Ausstoß im Vergleich zu 2015 um über 28 Prozent reduziert, gleichzeitig den Energieverbrauch pro Datenvolumen im gleichen Zeitraum mehr als halbiert. Unseren Strom im Mobilfunknetz beziehen wir bereits seit 2016 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen.

Auswertungen unserer Rating-Agentur Fitch zeigen, dass wir im europäischen Vergleich zu den am geringsten verschuldeten Telekommunikationsunternehmen zählen. Seit unserem Börsengang in 2012 ist es unser Ziel, ein solides Investmentgrade Rating von mindestens BBB zu erhalten. Um dieses Ziel zu erreichen hat Telefónica Deutschland im Rahmen ihrer Finanzierungspolitik eine, auch im Branchenvergleich, sehr niedrige Obergrenze der Relation von Nettofinanzschulden zu EBITDA definiert (Leverage Ratio).

Im Vergleich zum Wettbewerb agieren wir als einziger großer Netzbetreiber ausschließlich auf dem deutschen Markt. Unser relativ stabiles wirtschaftliches Umfeld, gemessen am europäischen Ausland, senkt das Risikoprofil enorm. Daraus ergibt sich für Anleger bei einer Investition in die Telefónica Deutschland Aktie ein weiterer Differenzierungsfaktor (Stichwort: Single-Market-Play).

Vielen Dank für die detaillierte Ausführung. Blicken wir nun gemeinsam in die Zukunft: Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in 5 Jahren?

Herr Rolle: Wir werden in den kommenden zwei Jahren kräftig investieren. Dabei erwarten wir für 2020 eine Investitionsquote von < 17-18 Prozent und 2021 einen Spitzenwert von 17-18 Prozent. Danach wird sich die Quote wieder auf das bisherige Niveau normalisieren. Bis 2024 erwarten wir ein kumuliertes Umsatzwachstum von mindestens 5 Prozent. Gleichzeitig wollen wir unsere OIBDA-Marge – unsere wichtigste Kennzahl für Profitabilität – kontinuierlich erhöhen.

Um unser Wachstum nachhaltig zu beschleunigen und unseren Anlegern auch mittelfristig eine attraktive Vergütung zu bieten, setzen wir auf folgende drei Hebel:

  • Wir wollen unsere Marktanteile in den ländlichen Gebieten ausbauen und gleichzeitig unsere gute Position in den Städten weiter stärken. Insbesondere auf dem Land gibt es immer noch viele Menschen, für die wir als Anbieter bisher nicht attraktiv waren – das werden wir ändern. Wir sind fest entschlossen, unsere 4G-Ausbauziele bis Jahresende zu erreichen und zu einer annähernd flächendeckenden Versorgung, auch in den ländlichen Gebieten zu kommen. Zudem werden wir noch in diesem Jahr 5G in Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt anschalten.
  • Außerdem wollen wir die Chancen nutzen, die sich aus der intelligenten Bündelung von Festnetz- & Mobilfunkprodukten ergeben. Durch den Zugang zu bundesweiten VDSL- und Kabelnetzen können wir künftig vermehrt Produktbündel anbieten, um Umsatz und Kundentreue zu erhöhen.
  • Dank unserer modernen Infrastruktur sowie schlagkräftigen Vertriebsorganisation wollen wir zudem im Geschäftskundenmarkt deutlich Boden gut machen. Unabhängigen Tests zufolge befinden wir uns nun bei der Netzqualität auf Augenhöhe mit dem Wettbewerb.

Zum Abschluss würde ich Sie nun gerne Fragen, aus welchen Gründen Anleger nun letztendlich in Ihr Unternehmen investieren sollten?

Herr Rolle: Allgemein betrachtet hat die Telekommunikationsbranche aufgrund ihrer Systemrelevanz gute Chancen, sehr viel robuster durch diese Krise zu kommen als viele andere Wirtschaftszweige.

Unser Unternehmen verfügt über ein flächendeckendes Mobilfunknetz und eine zukunftsfähige Spektrum-Ausstattung. Wir haben ein intaktes, systemrelevantes und zukunftsfähiges Geschäftsmodell, mit einer breiten Kundenbasis in einer der stabilsten Volkswirtschaften weltweit. Anleger, die in die Telefónica Deutschland Aktie investieren, minimieren ihr Risikoprofil.

Telefónica Deutschland konnte mit den kürzlich vorgestellten Geschäftsergebnissen des ersten Halbjahres 2020 erneut den Beweis erbringen, wie solide wir aufgestellt sind. Wir sind ein, auch im gesamten Branchenvergleich, niedrig verschuldetes Unternehmen mit Liquiditätsreserven in Milliardenhöhe und einem stabilen BBB Investmentgrade Rating von Fitch.

Wir generieren nachhaltig hohe, stabile Cashflows, welche wir regelmäßig zu einem großen Teil als Dividende – übrigens ohne Abzug von Kapitalertragssteuer – an unsere Aktionäre ausschütten. Sowohl für Aktien-, als auch für Anleihe Investoren sind wir somit insbesondere in volatilen Zeiten eine der Top Adressen in Deutschland und Europa.

Wahnsinn! Das hört sich insgesamt sehr positiv an. Ich bedanke mich vielmals für das Interview und wünsche Ihnen und Ihren Mitarbeitern weiterhin alles Gute!

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