Swap

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Definition: Was ist ein Swap?

Swaps gehören zu den Derivaten und sind synthetische, von einer Basisanlage abgeleitete Finanzinstrumente. In den meisten Fällen dienen Aktien, Zinsen und Währungen als Basisanlage.

Swaps sind Tauschgeschäfte, mit denen die Marktteilnehmer mit kurz- und langfristigen Zinsgeschäften, Kursschwankungen bei Währungen oder den Ausfallwahrscheinlichkeiten von Krediten handeln. Diese Art Tauschgeschäft ist nichts anderes als ein Termingeschäft. Es besteht jedoch ein deutlicher Unterschied zum klassischen Termingeschäft. Swap-Geschäfte sind äußerst flexibel und frei handelbar. Die Vertragspartner können die Konditionen, zu denen sie diese Tauschgeschäfte eingehen, selbst bestimmen.

Klassische Termingeschäfte sind dagegen meistens genormt und verzeichnen eine zuvor bestimmte Fälligkeit. Beide Arten dieser Tauschgeschäfte spekulieren jedoch auf eine bestimmte, in der Zukunft liegende Marktentwicklung. Swaps sind jedoch nicht nur für Börsenspekulationen und als Hedging-Instrument interessant, sondern auch für ganz normale Bankgeschäfte zur Zinsabsicherung.

Beispiel

Wenn ein Unternehmer oder ein Bauherr eine bestimmte Kreditsumme bei seiner Bank aufnimmt, ist er an einem möglichst stabilen Zinsniveau interessiert. Ist der Zinssatz vergleichsweise günstig, ist der Kreditnehmer daran interessiert, dass dieser während der Kreditlaufzeit nicht steigt. Die Bank als Kreditgeber kann mit dem Kreditnehmer ein Tauschgeschäft, also ein Swap, zu den Bedingungen eines gleichbleibenden Zinssatzes während der gesamten Kreditlaufzeit vereinbaren. Der Bankkunde hat das Risiko steigender Zinsen für die Zukunft ausgeräumt, denn er zahlt immer denselben Zinssatz während der gesamten Laufzeit, ganz gleich, wie sich die Zinsen auf den Finanzmärkten entwickeln.

Die Bank geht dieses Tauschgeschäft allerdings nur dann ein, wenn sie selber etwas davon hat, und zwar dann, wenn sie ein sinkendes Zinsniveau erwartet. Bestätigt sich diese Erwartung, macht in diesem Fall die Bank das bessere Tauschgeschäft, denn der Kreditnehmer zahlt trotz eines sinkenden Zinsniveaus den im Vertrag vereinbarten höheren Zinssatz. Steigt das Zinsniveau auf den Finanzmärkten dagegen, macht der Bankkunde das bessere Tauschgeschäft, denn jetzt ist der im Vertrag vereinbarte Zinssatz geringer als die Zinsen auf den Finanzmärkten. Die Bank realisiert einen Verlust durch verlorene Zinseinnahmen.

Währungsswap

Häufig werden diese Tauschgeschäfte auf dem Devisenmarkt als Währungsswaps eingesetzt, um das Wechselkursrisiko zu umgehen. Daher sind Swaps für Unternehmen interessant, die häufig Geschäfte im Ausland tätigen.

Beispiel

Wenn zwei Unternehmen aus den USA und Europa ein Geschäft miteinander tätigen und dafür einen Kredit aufnehmen müssen, erhalten beide Unternehmen auf ihren jeweiligen Heimatmärkten die günstigsten Konditionen. Im Ausland sind die Kreditkonditionen für Unternehmen in der Regel ungünstiger. Nun müssen die Geschäftspartner jedoch nicht nur die Kreditzinsen berücksichtigen, sondern auch das Wechselkursrisiko zwischen US-Dollar und Euro.

Beide Unternehmen könnten den Kredit in ihren jeweiligen Heimatländern aufnehmen, die Beträge anschließend in die jeweils andere Währung tauschen und diese nach Fälligwerden der Anleihe erneut zurücktauschen. In diesem Fall bleibt das Wechselkursrisiko jedoch bestehen. Die bessere Alternative: Beide Geschäftspartner verschulden sich auf ihren Heimatmärkten und tauschen die Kapitalbeträge zum aktuellen Wechselkurs aus. Damit ist dieses Tauschgeschäft jedoch noch nicht beendet. Beide Unternehmen bedienen die vereinbarten Zinsen. Das Unternehmen aus den USA zahlt die Zinsen für den auf Euro laufenden Kredit. Das europäische Unternehmen bedient die Zinsen für den auf US-Dollar lautenden Kredit. Im letzten Schritt tauschen die Geschäftspartner die Kapitalbeträge auf Basis des ursprünglichen Wechselkurses wieder zurück. Mit diesem Tauschgeschäft haben die beiden Unternehmen das Wechselkursrisiko ausgeschaltet.

Swap-Geschäfte sind seit 1979 bekannt. Von historischer Bedeutung sind Währungsswaps. Das US-Unternehmen IBM war der erste Marktteilnehmer, der Obligationen in den Fremdwährungen Schweizer Franken und Deutsche Mark emittierte. Für IBM ging dieses Geschäft auf. Bis 1981 erfolgte eine Abwertung beider Währungen gegenüber dem US-Dollar, wodurch aufgrund des Kursgewinns mehr Kaufkraft durch den gesunkenen Wert der Verbindlichkeiten realisiert worden war. Anstatt nun die emittierten Anleihen zurückzukaufen, um die Schuldenlast zu senken, wurde der Währungsswap eingeführt, um in der Zukunft liegende Zahlungsströme zu tauschen.

Zinsswap

Mit einem Zinsswap vereinbaren die Vertragsparteien, Zinszahlungen auszutauschen. Im Gegensatz zum Währungsswap erfolgt dieses Tauschgeschäft in gleichlautender Währung ohne Austausch der Kapitalsumme. In der Regel wird ein fixer gegen einen variablen Zinssatz getauscht.

Beispiel

Der Tausch von Zinsswaps erfolgt mit zwei Unternehmen als Vertragspartner, wenn ein Unternehmen mit einem hohen Rating einen variablen Zinssatz anstrebt und ein weiteres Unternehmen mit einem weniger guten Rating auf eine feste Verzinsung aus ist. Obwohl der feste Zinssatz in der Regel höher ist als der variable, hat er dennoch einen Vorteil: er ist weniger risikobehaftet, denn sollte das Zinsniveau steigen, bleibt der vereinbare Zinssatz dennoch gleich. Das Unternehmen mit dem besseren Rating steht dagegen so gut da, dass es sich das mögliche Risiko einer Zinssteigerung leisten kann. Beide Unternehmen haben durch das Tauschgeschäft mit dem Zinsswap einen komparativen Vorteil erlangt.

Equity Swap

Typische Anwendungsgebiete für Equity Swaps sind Exchange Trade Funds (ETFs) mit synthetischer Replikation. Die Vertragsparteien vereinbaren den Tausch von in der Zukunft liegender Cashflows. Ein Cashflow besteht aus Zinszahlungen, zum Beispiel dem Euribor, während der zweite die Wertentwicklung einer bestimmten Aktie beziehungsweise einem Aktienkorb (ETF) beinhaltet. Im Gegensatz zu Währungs- und Zinsswaps kann sich die Equity-Position sowohl positiv als auch negativ entwickeln. In diesem Fall werden Equity Swaps zur Risikoabsicherung genutzt. Investiert ein ETF zum Beispiel in den EuroStoxx50, erfolgt eine 1:1 Nachbildung. Da sich im Portfolio jedoch tatsächlich Geldmarktinstrumente wie Aktien und Anleihen befinden, besteht meistens eine Differenz zwischen der Wertentwicklung des EuroStoxx50 und dem tatsächlichen Portfolio des ETFs, der durch den Equity Swap ausgeglichen wird.

Wer profitiert von Swaps?

Jeder Marktteilnehmer, ganz gleich ob Unternehmen oder Privatanleger, kann von Swap Geschäften profitieren, vorausgesetzt, sie werden richtig eingesetzt. Vereinfacht gesagt nutzt eine Partei die Kostenvorteile der anderen Partei aus. Dieser Vorgang wird als komparativer Kostenvorteil bezeichnet. Ein weiterer Begriff in diesem Zusammenhang ist Arbitrage, der das Ausnutzen von Preisunterschieden bei Handelsprodukten beschreibt. Ist ein Marktteilnehmer aufgrund einer besseren Bonität im Besitz vorteilhafter Finanztitel, fehlt jedoch gleichzeitig ein entsprechender Marktzugang, den er jedoch dringend benötigt, kann er dieses Problem durch ein Tauschgeschäft mit einem anderen Partner, der genau diese Voraussetzungen mitbringt, lösen.

Beispiel

Vereinbaren ein deutsches und ein US-Unternehmen einen Währungsswap, können beide Vertragsparteien auf die Finanzierungsvorteile der anderen Partei zurückgreifen, die ohne dieses Tauschgeschäft aufgrund des fehlenden Zugangs auf den jeweils anderen Finanzmarkt nicht möglich wären.

Vorteile von Swaps

Die Handelspartner sparen Zeit und Kosten, denn das Tauschgeschäft erfolgt zwischen den Vertragsparteien ohne Zwischenschaltung der Börse. Swaps sind sehr flexible Tauschgeschäfte auf der Grundlage individueller Vereinbarungen. Swapgeschäfte sind innovativ ohne Vorgabe starrer Regelungen.

Nachteile von Swaps

Aufgrund der synthetischen Replikation sind Swaps eine physisch nicht greifbare Vereinbarung, wodurch eine mangelnde Kontrolle entstehen kann. Ferner besteht ein gewisses Ausfallrisiko, wenn einer der Vertragspartner nicht länger liquide oder insolvent ist. Allerdings sollte dieses Risiko nicht überschätzt werden, da mit Swaps nur Differenzbeträge getauscht werden, nicht jedoch hohe Kapitalbeträge, um einen Kostenvorteil zu erlangen. Bei Ausfall eines Vertragspartners entsteht eine offene Position, die zu deutlich nachteiligeren Bedingungen geschlossen werden.

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