Ohne Vertrauen kann das Papiergeld nicht überleben

Von Voltaire stammt der Ausspruch, dass Papiergeld immer zu seinem inneren Wert zurückkehre und der liege bei null. Damit drückt der französische Philosoph aus, dass Papiergeld an sich keinen Gebrauchswert hat, es sei denn, er wird ihm durch das Vertrauen der Menschen gegeben.

Was die Banknote attraktiv und damit für uns wertvoll macht, ist das Vertrauen, das wir in ihre Kaufkraft haben. Wir nehmen die Banknote als Bezahlung nur dann leichten Herzens entgegen, wenn wir uns sicher sind, für sie wieder etwas anderes eintauschen zu können.

Fehlt dieses Vertrauen, fehlt uns auch gleich die wichtigste Motivation eine Banknote als Mittel der Bezahlung überhaupt entgegenzunehmen. Was für den Geldschein in unserem Portemonnaie gilt, das gilt ebenso auch für das bargeldlose Geld unserer Konten und Kreditkarten. Ohne das grundlegende Vertrauen läuft auch hier schnell nichts mehr.

Die Geschichte kennt viele Beispiele dafür, was passiert, wenn die Bevölkerung eines Landes das Vertrauen in ihre Währung verliert. Sogleich setzten Fluchtbewegungen ein und sie werden umso markanter, je schwerer das Vertrauen in das eigene Geld zuvor erschüttert wurde.

Das große Aufwachen hat bereits begonnen

Uns Deutschen wird nachgesagt, dass wir nicht unbedingt an Gott, wohl aber an die Bundesbank glauben würden. Ob das noch so stimmt, sei einmal dahingestellt. Auf jeden Fall sollte man nicht mehr so vermessen sein, zu glauben, dass das Vertrauen in die Bundesbank in der gleichen Weise auch gegenüber der Europäischen Zentralbank besteht. Dem ist nicht mehr so.

Verglichen mit anderen Ländern der Eurozone genießt die EZB in Deutschland nur noch sehr wenig Vertrauen. EZB Präsident Mario Draghi wird inzwischen nicht nur von der Politik äußerst kritisch gesehen. Für viele verbindet sich sein Name mit einer Geld- und Wirtschaftspolitik, die eine Umverteilung von unten nach oben begünstigt, weil bei den unteren Bevölkerungsschichten vom Aufschwung und der Geldschwemme, die ihn ausgelöst hat, nur sehr wenig ankommt.

Nicht nur das Vertrauen in die Notenbanken schwindet. Der Politik ergeht es ebenso. Überall in der Welt treten auf dem rechten und linken Spektrum Politiker hervor, die sich begünstigt von der Unzufriedenheit der Massen ins Rampenlicht schieben lassen. Ihre schrill vorgetragenen Parolen finden inzwischen immer mehr Zustimmung.

So grundverschieden ihre Ideen und Programme im Einzelnen auch sein mögen. Was ihre Wähler eint, ist die massive Ablehnung des überkommenen politischen Systems und die seines politischen Personals. Exemplarisch für diese Entwicklung steht in den USA der letzte Präsidentschaftswahlkampf.

Eine explosive Mischung

An dieser Stelle entsteht eine explosive Mischung. Als zunehmend beschädigt erweist sich nicht nur das Vertrauen in das Finanzsystem und die Politik. Auch die Bereitschaft, als Konsequenz aus diesem Vertrauensverlust radikalere Maßnahmen abzuleiten, wächst.

Der britische Brexit weist ebenso in diese Richtung wie die Präsidentenwahlen auf den Philippinen und in den USA. Dort wurden Männer ins höchste Staatsamt gewählt, die vor Todeslisten nicht zurückzuschrecken scheinen, wenn es darum geht, eigene Ziele, in diesem Fall die Eindämmung des Drogenhandels, zu verfolgen bzw. die das Instrument der Folter grundsätzlich billigen, wenn es im nationalen Interesse liegt.

Aus der deutschen Geschichte wissen wir nur zu gut, wie unruhig und gefährlich ein Jahr werden kann, in dem die Bürger all ihre Ersparnisse und zudem das Vertrauen in die eigene politische Führung verlieren. 1923 konnte die Katastrophe zwar noch einmal abgewendet werden, doch gebannt war die Gefahr nicht.

Wer wirtschaftlich nichts mehr zu verlieren hat, ist leichter zu radikalisieren als jener, der einen gewissen Besitzstand zu verteidigen hat. Das war 1930 bis 1933 nicht anders als heute. Insofern ist der schleichende Vertrauensverlust, der momentan in vielen Teilen der Welt zu beobachten ist, ein ausgesprochen gefährliches Phänomen.

Eine Gleichung mit vielen Unbekannten

Auf dem Spiel stehen nicht nur unser Geld und unsere Ersparnisse. Auch das soziale Zusammenleben sowie der innere und äußere Frieden sind akut gefährdet, wenn die Menschen in Masse das Vertrauen in ihr Geld und ihre politische und geldpolitische Führung verlieren.

Da der allgemeine Vertrauensverlust sich nahezu in allen wichtigen Bereichen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens zeigt, ist das Geld besonders gefährdet, weil es in alle diese Bereiche hineinragt und sie miteinander verbindet. Es könnte damit leicht zu einem Katalysator werden, der aufgestaute Unzufriedenheit in einer dynamischen Reaktion entladen lässt.

Vordergründig reden wir „nur“ über unser Finanzsystem. Doch dieses gilt es nicht losgelöst vom Rest der Welt zu betrachten. Eine Reform des Finanzsystems ist ohne eine gleichzeitige Reformierung der wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Eliten kaum möglich.

Ob diese jedoch bereit sein werden, über ihren Schatten zu springen und erkannte Missstände aktiv zu beseitigen, wird eine ebenso spannende Frage sein wie jene, mit welchem Geld wir bezahlen werden, wenn das heutige Papiergeld eines Tages von niemandem mehr akzeptiert wird.

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