Wie viel Öl braucht die Welt in 2018?

Lieber Investor,

wie ist es zu werten, wenn die OPEC ihre Prognose für die weltweite Ölnachfrage just in dem Moment erhöht, in dem die Preise für das schwarze Gold seit Tagen rückgängig sind und aus dem bislang ebenso schönen wie steilen Aufwärtstrend ein nicht minder steiler Abwärtstrend zu werden droht?

Ist es nur das sprichwörtliche Pfeifen im Wald? Sind es Marketingüberlegungen oder trifft die Organisation wirklich den Kern des Problems, wenn sie für die Zukunft eine steigende Ölnachfrage prognostiziert? Zumindest das Timing lässt aufhorchen, denn dass diese Entwicklung der OPEC nicht schon ein wenig früher aufgefallen sein soll, ist kaum anzunehmen.

In ihrem letzten Monatsbericht sprach die OPEC die Erwartung aus, dass die weltweite Nachfrage noch im laufenden Jahr schneller wachsen werde als bislang angenommen wurde. Um immerhin 1,59 Millionen Barrel (159 Liter) soll der tägliche Verbrauch steigen. Das ist im Vergleich zum vorherigen Monatsbericht immerhin eine Steigerung um 60.000 Fass.

Die OPEC rechnet aber nicht nur mit einer steigenden Ölnachfrage. Auch die Produktion außerhalb des Kartells soll steigen und zwar um 1,4 Millionen Fass pro Tag. Mit dieser neuen Schätzung reagiert die OPEC erneut auf die steigende US-Produktion, für die im laufenden Monat mit einem neuen Allzeithoch gerechnet wird.

Quotendisziplin aus Geldmangel

Die aktuelle Anhebung ist damit die dritte in Folge. Aber noch immer geht das Kartell davon aus, dass die Nachfrage trotz steigender US-Ölproduktion nicht ganz befriedigt werden kann. Das Narrativ von den immer leerer werdenden Lagern, das in den vergangenen Monaten seinen Teil zum Anstieg des Ölpreises beigetragen hat, kann damit aufrecht erhalten werden.

Erst zum Ende des Jahres rechnet die OPEC damit, dass Angebot und Nachfrage in ein Gleichgewicht kommen. Sinkende Lagerbestände bis in den nächsten Winter hinein sollten die Preise eigentlich stützen und dieses Ziel darf man den Mitgliedern des Kartells durchaus unterstellen, denn ihre Staatskassen sind vergleichsweise leer, sodass hohe bzw. höhere Ölpreise gewiss nicht schaden können.

Entgegen kommen der OPEC dabei die massiven Schwierigkeiten ihres Mitgliedslandes Venezuela. Obwohl reich an Öl ist das südamerikanische Land durch die Misswirtschaft der sozialistisch-marxistischen Regierung mittlerweile so arm, dass die Ölproduktion technisch zusammengebrochen ist.

Gemäß den innerhalb der OPEC vereinbarten Quoten dürfte Venezuela wesentlich mehr Öl produzieren als es derzeit fördert. Nur wenn man zu arm ist, um selbst die dringend benötigten Reparaturen an der Förderinfrastruktur bezahlen zu können, dann fließt über kurz oder lang auch am ölreichen Orinoco auf Dauer kein Tropfen des schwarzen Goldes mehr aus der Erde.

Wunschtraum oder Wirklichkeit?

Würde Venezuela das Öl fördern, das ihm gemäß der OPEC-Quoten zusteht, würde sich die wachsende Förderung in den USA wesentlich stärker auf die Preise auswirken als sie es ohnehin schon tut und jede Abweichung eines anderen Landes von der vereinbarten Quote hätte unangenehmere Folgen.

So grenzt es schon fast ein wenig an Zynismus, dass die OPEC zur Vermeidung eigener Streitigkeiten darauf hoffen muss, dass Venezuela auch in Zukunft noch das Geld für die dringend benötigten Reparaturen fehlen wird. Aber nicht nur die auffallend hohe und historisch seltene Quotendisziplin der OPEC-Staaten verwundert.

Auch die von der OPEC angegebene Füllhöhe der eigenen Tanks wird immer wieder kritisch hinterfragt. Sie lässt sich mit Satelliten leicht überprüfen, weil sich die schwimmenden Deckel der großen Öltanks mit der Füllhöhe heben oder senken. An den Rändern ergeben sich damit bei gleicher Sonneneinstrahlung unterschiedliche Schattenlängen, die zur Berechnung der Füllmengen herangezogen werden können.

Bei der Auswertung dieser Daten ergab sich schon im letzten Jahr eine Diskrepanz zwischen den Berechnungen der Satellitenbetreiber und den offiziellen Angaben der OPEC. Ein Schelm, wer sich Böses dabei denkt und den Scheichs gar eine Manipulation der eigenen Statistiken unterstellt.

Wenn Anleger ihre rosaroten Brillen ablegen

Steigen soll der Ölverbrauch aufgrund der robusten wirtschaftlichen Entwicklung in den großen Volkswirtschaften. Das hört man gerne. Man darf sich nur nicht fragen, wie das mit den steigenden Zinsen in Einklang zu bringen ist, denn steigende Zinsen sind Gift für die Wirtschaft. Sie bremsen das Wachstum und die wirtschaftliche Aktivität und bedingen damit mittel- bis langfristig einen geringeren Ölverbrauch.

Anfang Februar fielen die Kurse an der Wall Street nicht zuletzt deshalb, weil die Anleger eine panische Angst vor steigenden Zinsen bekamen. Auch der Ölpreis kam zur gleichen Zeit deutlich unter Druck. Der verbindende Zusammenhang sind aber vermutlich nicht die steigenden Zinsen.

Viel stärker dürfte der zurückgekehrte Realismus der Anleger gewirkt haben. Die Marktteilnehmer haben endlich bemerkt, dass sie unangenehme Wahrheiten nicht ewig ausblenden können. Beim Öl dürfte es die massiv gesteigerte Ölproduktion der USA sein, die nun langsam ins Bewusstsein der Anleger rückt.

Weil die Vereinigten Staaten heute schon mehr Öl produzieren als Saudi-Arabien, könnte es gut sein, dass der Ölpreis sein Jahreshoch bereits gesehen hat, obwohl das Jahr 2018 gerade erst sechs Wochen alt ist.

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