Rating

Lesedauer: ca. 7 min

Definition: Was ist ein Rating?

Von AAA bis D, wer diese Buchstaben schon einmal im Zusammenhang mit Banken, Unternehmen, Staaten und Finanzierungsinstrumenten wie Aktien und Anleihen bemerkt hat, weiß, dass es sich um ein Rating handelt. Dabei handelt es sich um für die beurteilten Schuldner gegebene Bonitätsnoten, die Auskunft darüber geben, wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines teilweisen oder kompletten Zahlungsausfalls ist.

Ratings haben einen direkten Einfluss darauf, zu welchen Bedingungen sich ein Schuldner Kapital auf den Finanzmärkten verschaffen kann. Je schlechter die Bonitätsnote ausfällt, desto höher sind die Kapitalbeschaffungskosten wie Zinsen für aufgenommene Kredite oder der Zins, den Emittenten Anleihen- und Wertpapierkäufern für das Ausfallrisiko zahlen müssen. Je höher das Rating, desto günstiger sind die Kapitalbeschaffungskosten.

Warum werden Ratings durchgeführt?

Die Bonitätseinstufung von Unternehmen, Staaten und deren Finanzierungsinstrumenten dient Anlegern als Orientierungs- und Entscheidungshilfe, um die Sicherheit einer Geldanlage zu beurteilen und einen Vergleich unterschiedlicher Wertpapiere durchzuführen.

Für wen (oder was) können Ratings erstellt werden?

Ratingagenturen haben die Aufgabe, die Bonität von Unternehmen, Staaten und Finanzinstrumenten zu bewerten. Die drei wichtigen internationalen Ratingagenten Moody’s, S & P (Standard’s & Poor) sowie Fitch manifestieren ihre marktbeherrschende globale Stellung durch Anerkennung bankenwirtschaftlicher Kontrollstellen wie zum Beispiel die deutsche BaFin sowie durch staatliche Stellen. Ratingagenturen arbeiten gewinnorientiert mit privater Ausrichtung. Sie bewerten gewerbsmäßig die Bonität unterschiedlichster Schuldner auf der Grundlage ökonomischer Grundsätze. Die Bewertungskriterien der drei großen internationalen Ratingagenturen weichen in mancherlei Hinsicht jedoch voneinander ab.

Wie werden Ratings berechnet?

In das Rating fließen zahlreiche Kennzahlen der wirtschaftlichen, finanziellen und politischen (bei Staaten) Situation ein. Allerdings steht schon seit längerem die Kritik mangelnder Transparenz im Raum, den wie genau die drei großen internationalen Ratingagenturen vorgehen, um die Kreditwürdigkeit von Staaten, Unternehmen und Finanzinstrumenten zu bewerten. Die Agenturen weisen auf die Verwendung allgemeinzugänglicher Informationen hin.

Wie funktionieren Rating-Stufen bzw. was bedeuten diese?

Ratings werden in den Stufen Triple A bis D vergeben.

AAA ist zu höchste zu vergebene Bonitätsstufe, die für das geringste Ausfallrisiko der bewerteten Schuldner steht. Ein Zahlungsausfall ist damit so gut wie unwahrscheinlich. Die Ratingagenturen unterteilen die einzelnen Bonitätsstufen zusätzlich mit Plus- und Minuszeichen sowie mit Kleinbuchstaben, so dass sich noch weitere Verfeinerungen ergeben. Sämtliche Einstufungen mit AA bis Aa3 bewegen sich noch im oberen Bonitätsfeld mit einem geringen Ausfallrisiko. Veränderungen der wirtschaftlichen und finanziellen Situation sind so weit abgesichert, dass sie auch bei Veränderungen der wirtschaftlichen Lage zu bewältigen sind. Schuldner mit einem Rating von A+ bis A3 bewegen sich immerhin noch im oberen Mittelfeld. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls bei diesen Schuldnern schon eher gegeben, da sich nachteilige Entwicklungen der Gesamtwirtschaft negativ auf die Bonität auswirken können.

BBB+ bis Baa3 bewegt sich bonitätsmäßig im unteren Mittelfeld. Hier sollten Investoren bereits Vorsicht walten lassen. Das sogenannte Ramschniveau beginnt bei BB+. Dieser Bereich wird auch als spekulativ bezeichnet, da Investments jeder Art sehr unsicher und mit einem hohen Ausfallrisiko behaftet sind. Veränderungen jeder Art, ganz gleich ob politisch, finanziell oder wirtschaftlich, sind nicht abgesichert und wirken sich unmittelbar negativ auf Marktteilnehmer wie Unternehmen, Investoren, Banken und sogar ganze Staaten aus. Die Kategorie CCC+ bis Ca geht bereits über den spekulativen Bereich hinaus. Schuldner mit diesem Rating stehen kurz vor dem Zahlungsausfall mit wenig Aussicht auf Verbesserung der Lage. Unternehmen, Banken und Staaten mit D-Rating sind zahlungsunfähig.

Welche Bedeutung haben Ratings für Unternehmen?

Ein Rating kann für Unternehmen in doppelter Hinsicht wichtig sein: einmal als Emittent und einmal als Kreditnehmer. Unternehmen, die Aktien emittieren, um sich auf dem Kapitalmarkt frisches Geld zu beschaffen, sind auf ein gutes Rating, idealerweise AAA, angewiesen, um Investoren dazu zu bewegen, in die ausgegebenen Wertpapiere zu investieren. Je höher das Rating, desto eher wird das Ziel, die emittierten Wertpapiere zu günstigen Konditionen auf dem Finanzmarkt zu platzieren, erreicht. Je schlechter die Bonitätsnote, desto eher sehen Investoren davon ab, Geld in die entsprechenden Wertpapiere zu investieren. Alternativ müssen die Unternehmen für das Ausfallrisiko bessere Zinskonditionen bieten.

Auch für Unternehmen, die keine Aktien ausgeben, ist eine hohe Bonitätsstufe wichtig, da diese Einstufung maßgeblich über eine Kreditzusage beziehungsweise eine Kreditabsage entscheidet. Das Rating ist jedoch nicht nur für die Kreditwürdigkeit relevant, sondern auch für die Konditionen, zu denen die Bank oder ein anderer Kreditgeber einen Kredit gewährt. Hier spielt insbesondere der Zinssatz eine wichtige Rolle. Je besser das Rating, desto geringer der Zinssatz und desto länger die Laufzeit.

Welche Bedeutung haben Ratings für Anleger?

Ratings können Anleger nicht in jedem Fall vor falschen oder ungünstigen Anlageentscheidungen schützen, denn hier spielt natürlich auch die Erfahrung und die Kenntnis der Finanzmärkte eine große Rolle. Allerdings können Bonitätseinstufungen der Emittenten und ihrer Finanzinstrumente eine wertvolle Orientierungs- und Entscheidungshilfe geben, denn die wenigsten privaten Anleger verfügen über das Wissen und die Zeit, einzelne Finanztitel und ihre Emittenten sicher auf ihre Bonität hin zu prüfen.

Mit einem Rating der renommierten Agenturen können Anleger für sie interessante Finanztitel einteilen in Investment Grade (AAA bis Aa3), Subinvestment Grade (A bis A3) und Spekulative Grade (ab BB+). Dabei sollten sich Anleger jedoch nicht alleine auf diese Einstufungen verlassen, sondern auch andere, zur Verfügung stehende Informationen über die entsprechenden Emittenten mit in die Entscheidungsfindung einbeziehen.

Welche Auswirkungen können Ratings auf Aktienbewertungen haben?

Abhängig von der Einstufung der emittierenden Unternehmen und den Wertpapieren können Ratings die Kurse der Aktien nach oben oder unten treiben, womit die entsprechenden Aktien im Wert steigen beziehungsweise an Wert verlieren.

Disclaimer

Die auf finanztrends.de angebotenen Beiträge dienen ausschließlich der Information. Die hier angebotenen Beiträge stellen zu keinem Zeitpunkt eine Kauf- beziehungsweise Verkaufsempfehlung dar. Sie sind nicht als Zusicherung von Kursentwicklungen der genannten Finanzinstrumente oder als Handlungsaufforderung zu verstehen. Der Erwerb von Wertpapieren ist risikoreich und birgt Risiken, die den Totalverlust des eingesetzten Kapitals bewirken können. Die auf finanztrends.de veröffentlichen Informationen ersetzen keine, auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtete, fachkundige Anlageberatung. Es wird keinerlei Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden übernommen. finanztrends.de hat auf die veröffentlichten Inhalte keinen Einfluss und vor Veröffentlichung sämtlicher Beiträge keine Kenntnis über Inhalt und Gegenstand dieser. Die Veröffentlichung der namentlich gekennzeichneten Beiträge erfolgt eigenverantwortlich durch Gastkommentatoren, Nachrichtenagenturen o.ä. Demzufolge kann bezüglich der Inhalte der Beiträge nicht von Anlageinteressen von finanztrends.de und/ oder seinen Mitarbeitern oder Organen zu sprechen sein. Die Gastkommentatoren, Nachrichtenagenturen usw. gehören nicht der Redaktion von finanztrends.de an. Ihre Meinungen spiegeln nicht die Meinungen und Auffassungen von finanztrends.de und deren Mitarbeitern wider. (Ausführlicher Disclaimer)