Marktkapitalisierung

Lesedauer: ca. 6 min

Definition: Was bedeutet Marktkapitalisierung?

Die Marktkapitalisierung, oftmals alternativ auch als Börsenkapitalisierung oder Börsenwert bezeichnet, stellt den rechnerischen Marktwert der Anteile eines börsennotierten Unternehmens dar. In der internationalen Welt der Finanzen ist vor allem der englische Begriff „market capitalization“ (kurz „market cap“) gebräuchlich. Vereinfacht gesagt bringt die Marktkapitalisierung einer Aktiengesellschaft zum Ausdruck, welche Geldsumme ein Privatanleger auf den Tisch legen müsste, um das Unternehmen an der Börse zu erwerben.

Wie wird die Marktkapitalisierung berechnet?

Die Berechnung der Marktkapitalisierung einer Aktiengesellschaft ist denkbar einfach. Sie entsteht durch die Multiplikation des aktuellen Aktienkurses mit der Anzahl der im Umlauf befindlichen Aktien. Die von der Aktiengesellschaft selbst gehaltenen Anteile (der sogenannte Eigenbestand) fließen nicht in die Berechnung der Börsenkapitalisierung mit ein. Lediglich die frei an einer Börse handelbaren Aktien (der sogenannte Streubesitz) werden bei der Ermittlung der Marktkapitalisierung berücksichtigt.

Angenommen, eine Aktiengesellschaft hat eine Million Aktien ausgegeben. Davon werden 200.000 selbst gehalten, die restlichen 800.000 Stück werden an der Börse frei gehandelt. Der aktuelle Kurswert der Aktie beträgt 50 Euro. Auf Grundlage dieser Annahmen errechnet sich eine Marktkapitalisierung von 40 Millionen Euro (800.000 Aktien im Streubesitz mal 50 Euro Kurswert). Die 200.000 Aktien im Eigenbestand haben keine Auswirkung auf den Börsenwert des Unternehmens.

Da der Aktienkurs eines börsennotierten Unternehmens ständigen Schwankungen unterliegt, ändert sich auch fortlaufend dessen Marktkapitalisierung. Vor diesem Hintergrund ist der Börsenwert einer Aktiengesellschaft nur als Momentaufnahme zu sehen, die sich im Minutentakt ändert.

Welche Einflussfaktoren bestimmten die Marktkapitalisierung?

Der wahrscheinlich wichtigste Einflussfaktor auf die Marktkapitalisierung eines Unternehmens ist dessen Gewinn. Je höher der Gewinn einer Aktiengesellschaft, desto höher ist (in der Regel) auch der Aktienkurs und folglich die Marktkapitalisierung des Unternehmens. Der Gewinn bringt schließlich die Fähigkeit der Gesellschaft zum Ausdruck, ihr Vermögen profitabel einzusetzen.

Neben weiteren harten Faktoren wie Umsatz und bestimmte Vermögenswerte haben jedoch besonders weiche Faktoren wie die Zukunftserwartungen und das Management großen Einfluss auf den Börsenwert eines Unternehmens. An einer Börse wird schließlich die Zukunft gehandelt. Insofern ist die Marktkapitalisierung immer ein Abbild der Zukunftserwartungen von Anlegern und keine Kennzahl für die historische Leistung eines Unternehmens.

Wofür wird die Marktkapitalisierung benötigt?

Die Marktkapitalisierung dient in erster Linie der Einschätzung der Größenordnung eines Unternehmens. Kennzahlen wie der Umsatz oder die Bilanzsumme sind nur begrenzt sinnvoll, um die Größe eines Unternehmens zu beurteilen. Häufig haben Unternehmen mit sehr hohen Umsätzen wie beispielsweise Einzelhandelsunternehmen oder Mineralölkonzerne einen deutlich geringeren Wert an der Börse als Technologieunternehmen mit geringeren Umsätzen. In der Fachwelt hat sich deshalb seit dem Aufkommen sogenannter „Tech Stocks“ (der Aktien von Technologieunternehmen) die Marktkapitalisierung als Standardkennzahl zum Größenvergleich von Unternehmen aus verschiedensten Branchen durchgesetzt.

Neben der Bestimmung der Unternehmensgröße spielt die Marktkapitalisierung eine ebenso wichtige Rolle in Bezug auf die Zusammensetzung von Aktienindizes. In den meisten nationalen und internationalen Aktienindizes entscheidet die Marktkapitalisierung über die Aufnahme bzw. den Verbleib einer Aktiengesellschaft in einem Index. So sind im wichtigsten deutschen Aktienindex DAX die 30 Unternehmen mit dem größten Börsenwert und Hauptsitz in Deutschland gelistet.

Warum ist die Marktkapitalisierung für Privatanleger bei Anlageentscheidungen wichtig?

Die Marktkapitalisierung ist aus drei Gründen eine wesentliche Kennzahl für Privatanleger bei Anlageentscheidungen. Erstens zieht eine hohe Marktkapitalisierung vermehrt Investoren an. Die derzeit größten Unternehmen der Welt wie Amazon, Apple und Microsoft stehen täglich in den Medien und werden rund um die Uhr von einer Vielzahl von Großinvestoren und Kleinanlegern gehandelt. Dies sorgt für eine hohe Liquidität, was für Privatanleger den Vorteil hat, dass sie Aktien von Unternehmen mit einem hohen Börsenwert immer schnell und kostengünstig handeln können.

Zweitens profitieren Unternehmen mit einer hohen Börsenkapitalisierung von ihrem Gewicht in den wichtigsten Aktienindizes. Da viele institutionelle Anleger ihr Geld in Fonds investieren, die auf bestimmten Aktienindizes basieren, erhöht sich die Nachfrage nach Aktien von Unternehmen mit einer hohen Marktkapitalisierung, was wiederum zu einer Steigerung der Aktienkurse dieser Gesellschaften führt.

Und drittens haben Unternehmen mit einer hohen Marktkapitalisierung in der Regel eine größere Stabilität als Aktiengesellschaften mit einem niedrigen Börsenwert. „Börsenschwergewichte“ profitieren oftmals von einer besseren Kapitalausstattung und können wirtschaftliche Krisen länger und besser überstehen als kleine börsennotierte Unternehmen.

Fazit

Die Marktkapitalisierung ist eine der wichtigsten und am weitesten verbreiteten Kennzahlen in der internationalen Finanzwelt. Sie dient Investoren nicht nur als Größenmaßstab eines Unternehmens, sondern bestimmt auch die Zusammensetzung von Aktienindizes auf der ganzen Welt. Nicht zuletzt ist die Börsenkapitalisierung auch für Privatanleger ein wichtiges Entscheidungskriterium für den Kauf von Aktien. Unternehmen mit einer hohen Marktkapitalisierung profitieren von einer Reihe von Vorteilen und sind in der Regel ein geeigneteres Investment für Privatanleger als kleine Aktiengesellschaften.

Disclaimer

Die auf finanztrends.de angebotenen Beiträge dienen ausschließlich der Information. Die hier angebotenen Beiträge stellen zu keinem Zeitpunkt eine Kauf- beziehungsweise Verkaufsempfehlung dar. Sie sind nicht als Zusicherung von Kursentwicklungen der genannten Finanzinstrumente oder als Handlungsaufforderung zu verstehen. Der Erwerb von Wertpapieren ist risikoreich und birgt Risiken, die den Totalverlust des eingesetzten Kapitals bewirken können. Die auf finanztrends.de veröffentlichen Informationen ersetzen keine, auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtete, fachkundige Anlageberatung. Es wird keinerlei Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden übernommen. finanztrends.de hat auf die veröffentlichten Inhalte keinen Einfluss und vor Veröffentlichung sämtlicher Beiträge keine Kenntnis über Inhalt und Gegenstand dieser. Die Veröffentlichung der namentlich gekennzeichneten Beiträge erfolgt eigenverantwortlich durch Gastkommentatoren, Nachrichtenagenturen o.ä. Demzufolge kann bezüglich der Inhalte der Beiträge nicht von Anlageinteressen von finanztrends.de und/ oder seinen Mitarbeitern oder Organen zu sprechen sein. Die Gastkommentatoren, Nachrichtenagenturen usw. gehören nicht der Redaktion von finanztrends.de an. Ihre Meinungen spiegeln nicht die Meinungen und Auffassungen von finanztrends.de und deren Mitarbeitern wider. (Ausführlicher Disclaimer)