Kontokorrentenkredit

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Im Zusammenhang mit dem Zahlungsverkehr, den dafür benötigten Finanzprodukten in Form der Girokonten und dem eventuell bestehenden Bedarf an fremden Geld und somit eines Darlehens wird sehr häufig der so genannte Kontokorrentkredit zum großen Thema. Was sich dahinter verbirgt und beachtet werden sollte, wird in den folgenden Abschnitten erläutert.

Kontokorrentenkredit

Was ist ein Kontokorrentkredit?

Bei einem Kontokorrentkredit handelt es sich um einen Kreditrahmen, den die Bank auf dem Konto einrichtet, damit der Kontoinhaber bei Bedarf die Möglichkeit hat, sein Konto zu überziehen. Der Begriff des Kontokorrentkredites findet dabei vor allem im Bereich der Geschäftskunden Anwendung, wenn diese die Möglichkeit einer Überziehung auf den Geschäftskonten erhalten. Der Kontokorrentkredit, der privaten Kunden auf ihrem Konto gewährt wird, wird in der Regel als Dispositionskredit bezeichnet, vielen auch kurz als Dispo bekannt.

Die Höhe ist des vereinbarten Kreditrahmens ist dabei abhängig von der Bonität und den monatlichen Einkünften bzw. Geldeingängen auf dem Konto. Sie wird von der Bank anhand der aktuellen Situation festgelegt und kann jederzeit auch angepasst werden.

Arten von Kontokorrentkredit

Betrachtet man den Kontokorrentkredit, trifft man auf verschiedene Arten, deren eine Unterscheidung schon erwähnt wurde. So spricht man bei Firmenkunden vom Kontokorrentkredit, während sich für private Kunden der Begriff des Dispositionskredites durchgesetzt hat. Bei Unternehmen und deren Geschäftskonten wird grundsätzlich vom Kontokorrentkredit gesprochen, den es in verschiedenen Ausführungen gibt. So gibt es den Kontokorrentkredit, der speziell für bestimmte Zeiten des Jahres installiert wird und daher auch als Saisonkredit bezeichnet wird. Die Möglichkeit der Überziehung im Rahmen eines solchen Saisonkredits soll bei saisonbedingten finanziellen Engpässen helfen.

Ein gutes Beispiel sind dabei die in den warmen Jahreszeiten beliebten Eisdielen, deren Geschäft dann floriert, wenn Sonne und Temperaturen es zulassen. Dabei ist es aber für die Eisdielen notwendig, schon vor dem ersten Ansturm dafür zu sorgen, dass ausreichend Eis produziert oder gekauft und alle geschäftlichen Rahmenbedingungen geschaffen wurden. Somit wird Geld benötigt, bevor die ersten Gäste das Eis bezahlen. Hinzu kommt die Variante des Zwischenkredits. Dieser wird in Form eines Kontokorrentkredits auf dem Geschäftskonto gewährt, wenn eine Finanzierung schon endgültig feststeht und zu einem festen Zeitpunkt bewilligt wurde, der aber noch in der Zukunft liegt und gegenwärtig noch nicht in Anspruch genommen werden kann.

Der Zwischenkredit hilft dabei, diesen Zeitraum zu überbrücken und kann in der Regel für Laufzeiten von einem bis zwei Jahren abgeschlossen werden. Was die Konditionen betrifft, wird im Normalfall der marktübliche Zinssatz verwendet. Zusätzlich gibt es den Kontokorrentkredit auch als so genannte Vorfinanzierung. Diese Variante kann in Anspruch genommen werden, wenn noch keine endgültige Finanzierung feststeht und diese unsichere Zukunft, was die Finanzierung betrifft, lassen sich Banken oft mit höheren Zinsen vergüten. Da solche Vorfinanzierungen aber üblicherweise auch für einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren abgeschlossen werden, trifft man auch hier häufig auf die marktüblichen Zinsen.

Funktionsweise eines Kontokorrentkredits

Wenn die Bank dem Kunden – ganz gleich ob es sich um einen Privat- oder Firmenkunden handelt – einen Kontokorrentkredit gewährt, informiert sie den Kunden über die entsprechende Höhe des auf dem Konto installierten Kreditrahmens. Dieser ist in erster Linie abhängig vom Einkommen bzw. den laufenden Gutschriften auf dem Konto. Bei Privatpersonen wird häufig eine Summe von zwei bis drei Nettogehältern eingerichtet, wobei es immer abhängig ist von der gesamten Bonität des Kunden.

Die Einrichtung des Kontokorrentkredits ist eine technische Geschichte, die intern bei der Bank vorgenommen wird und dem Kunden somit die Möglichkeit gibt, das Konto zu überziehen, sei es durch Auszahlungen an der Kasse, Bargeldabhebungen am Automaten, Bezahlvorgängen in Geschäften oder auch bei der Ausführung von Überweisungen, Daueraufträgen oder Lastschriften. Für die Rückführung eines in Anspruch genommenen Kontokorrentkredites werden keine festen Raten vereinbart.

Der Kunde kann Rückzahlungen immer dann tätigen, wann er möchte, muss nur immer darauf achten, dass er für die Zeit der Inanspruchnahme immer verpflichtet ist, Zinsen für die entsprechenden Beträge zu zahlen. Die Banken berechnen die Zinsen dabei täglich, wobei die Abrechnung allerdings erst monatlich oder bei den meisten Kreditinstituten auch quartalsweise erfolgt. Für die Berechnung der Zinsen ist immer die Höhe der in Anspruch genommenen Summe, die Zeit der Inanspruchnahme und der geltende Zinssatz wichtig.

Konditionen eines Kontokorrentkredits

Für die Konditionen eines Kontokorrentkredites sind die Zinsen ausschlaggebend. Diese liegen sehr viel höher als die Zinsen eines normalen Ratenkredites. Das ist auf die Flexibilität von Inanspruchnahme und auch der Rückzahlung zurückzuführen. Dadurch ist es für die Banken schwieriger, mit Rückzahlungen und überhaupt mit bestimmten Zinseinnahmen zu rechnen. Diese Ungewissheit lassen sie sich mit deutlich höheren Zinsen bezahlen, wobei ein Vergleich der Konditionen immer von großer Bedeutung ist. Bei einem Blick auf den Markt mit seinen zahlreichen Angeboten trifft man nämlich durch aus auf Konditionen, die zwischen Zinssätzen von 5 % bis teilweise an die 15 % schwanken. Neben dem Kontokorrentkredit bieten die meisten Banken auch die geduldete Überziehung an. Diese findet dann statt, wenn das Konto noch über den Kreditrahmen des Kontokorrentkredits überzogen wird. Für diese Fälle entstehen zusätzliche Kosten in Form von noch höheren Sollzinsen.

Vorteile und Nachteile

Ein großer Vorteil des Kontokorrentkredits ist die hohe Flexibilität, mit der er sowohl in Anspruch genommen als auch zurückgezahlt werden kann. Hinzu kommt der Vorteil, dass er lediglich einmal mit der Bank vereinbart werden kann, um dann in Zukunft immer wieder in Anspruch genommen werden zu können. Dadurch wird die Nutzung fremden Geldes sehr viel einfacher und unbürokratischer, als wenn man jedes Mal einen neuen Kredit anfragen müsste. Diese feste Installation des Kontokorrentkredites ist vor allem dann wichtig und vorteilhaft, wenn zwar feste Eingänge zu erwarten sind, diverse Abbuchungen oder Überweisungen aber schon vorher fällig werden und erledigt werden müssen.

Durch einen Kontokorrentkredit kann also auch verhindert werden, dass Lastschriften nicht eingelöst werden, weil die Deckung auf dem Konto nicht ausreicht und der nächste Geldeingang vielleicht erst in paar Tagen erfolgt. Attraktiv ist bei der Variante des Kredits auch, dass man nur Zinsen auf den Betrag zahlt, den man wirklich in Anspruch nimmt, und das auch nur für den Zeitraum, in dem das Konto überzogen ist. Bei all den Vorteilen der Flexibilität besteht natürlich immer der Nachteil sehr hoher Sollzinsen, mit denen sich die Bank eben diese Flexibilität und die auf ihrer Seite bestehende Ungewissheit über entstehende Zinsen und anstehende Rückzahlungen bezahlen lässt. Ein anfänglich zu erwähnender Nachteil ist die Tatsache, dass Banken in der Regel erst einmal die ersten Gehaltseingänge abwarten, um dann darüber zu entscheiden, ob ein solcher Kontokorrentkredit bewilligt wird. Diesen Zeitraum heißt es dann noch auf anderem Wege zu überbrücken.

Gibt es Alternativen zum Kontokorrentkredit?

Aufgrund der erst später zu erwartenden Zusage für einen Kontokorrentkredit, aber auch aufgrund der Höhe der Sollzinsen für die Beanspruchung des Kontokorrentkredites kann es sinnvoll sein, sich über eventuelle Alternativen Gedanken zu machen, die einen kurzfristigen Geldbedarf befriedigen können. Eine häufig gewählte Form der Alternative ist die Verwendung einer Kreditkarte mit einem entsprechenden Kreditrahmen. Diese Form eignet sich vor allem dann, wenn man Einkäufe tätigen und bezahlen muss, ohne gerade das entsprechende Geld zur Verfügung oder auf dem Konto zu haben.

Die Bezahlung erfolgt dann über die Kreditkarte und je nach Vertrag werden die getätigten Zahlungen zunächst gesammelt und der Karteninhaber muss diese erst von seinem eigenen Geld bezahlen, wenn zum entsprechend vereinbarten Termin die Abrechnung erfolgt. In der Regel ist das einmal im Monat, sodass man quasi einen Monat lang mit der Kreditkarte bezahlen kann, ohne dass das eigene Geld angefasst werden oder bereitstehen muss. Zum Abrechnungszeitpunkt kann man bei vielen Anbietern von Kreditkarten dann wählen, ob immer der gesamte Rechnungsbetrag abgebucht werden soll oder ob die Rückführung des Betrags nach und nach in monatlichen Raten erfolgt.

Hierbei sollte man aber auch darauf achten, dass die Sollzinsen ähnlich hoch sind wie die Konditionen beim Kontokorrentkredit. Vergleiche der verschiedenen Herausgeber sind dabei sehr empfehlenswert, weil sich sowohl Zinsen als auch Gebühren und auch die Höhe der Kreditrahmen oder die Abrechnungsmodalitäten unterscheiden.  Je nach Höhe der benötigten Summe kann es unter Umständen besser sein, einen Ratenkredit abzuschließen. Dessen Konditionen sind um ein Vielfaches günstiger als die eines Kontokorrentkredites. Für einen Geldbedarf, der höher ausfällt und für den man eventuell auch eine längere Zeit einplant, um ihn zurückzuzahlen, ist der Ratenkredit empfehlenswert und da es zahlreiche Varianten der so genannten Sofortkredite gibt, bei denen eine schnelle Bearbeitung und Auszahlung der Kreditsumme im Vordergrund steht, kann man diese dann auch für kurzfristig auftretende finanzielle Engpässe nutzen.

Für kleinere Bedürfnisse gibt es auch so genannte Mikrokredite, die je nach Kondition und Laufzeit auch attraktiver sein können als die Beanspruchung der Kontokorrentkredite, die wirklich für den Notfall und vor allem eine kurze Überbrückung finanzieller Probleme verwendet werden sollte.  Einen immer höheren Stellenwert in betrieblichen Angelegenheiten hat das so genannte Factoring erlangt. Hierbei kann man bestehende Forderungen – statt sie selber zu bezahlen – an einen Factor verkaufen. Auch wenn dieser für den Ankauf der Forderung Gebühren in Rechnung stellt, erweist sich diese Varianten in den meisten Fällen als günstiger, als wenn man den Kontokorrentkredit in Anspruch nimmt.

Zudem kann eine gute Bonitätsprüfung, die auch auf zahlungskräftige Kunden schaut, positiv auf die Höhe der Gebühren auswirken. Die Möglichkeit, solches Factoring online und ohne große bürokratische Hürden zu nutzen, macht es zu einer flexiblen und immer beliebter werdenden Alternative.

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