Die Schweiz gehört zu den Ländern Europas, in denen ein großer Teil des Bruttoinlandsprodukts aus der Finanzwirtschaft bezogen wird. Auch viele deutsche Kunden nehmen schweizerische Kredite auf oder legen ihr Geld hier an. Schweizer Banken gelten als sehr sicher und noch dazu hoffen viele Anleger, damit die Abgeltungssteuer umgehen zu können, was aber auf Grund eines Länderabkommens nicht möglich ist. Nun werden erste Stimmen laut, nach denen die bisherige aggressive Werbung für Kleinkredite verboten werden soll.
Regierungsrat von Solothurn wird zum Pionier
Solothurn ist ein Kanton der Schweiz, der im Nordosten des Landes in Grenznähe zu finden ist. Die Kantonalregierung hat sich jetzt gegenüber der Presse für ein gesetzliches Verbot der Werbung für kleinere Konsumkredite ausgesprochen. Statistiken gehen davon aus, dass sich in der Region zehn von hundert Haushalten an der Grenze zur Überschuldung bewegen. Vor allem die Altersgruppen der 18- bis 49-Jährigen sollen besonders davon betroffen sein. Deshalb spricht sich die Kantonalregierung für eine Überarbeitung der schweizerischen Bundesgesetze für die Vergabe von Konsumkrediten aus. Sie sollen die Werbung für Kredite nicht komplett verbieten, sondern die Aggressivität der Werbung beschränken. Außerdem sollen die Richtlinien zur Kreditvergabe deutlich strenger werden.
Könnte dieses Vorbild Schule machen?
Die Statistik der Überschuldung in Deutschland sieht ganz ähnlich aus. Das beweisen Zahlen, die von der Creditreform zur Situation im Jahr 2012 veröffentlicht worden sind. Danach gibt es in der Bundesrepublik Deutschland rund 6,6 Millionen überschuldete Erwachsene. Rund 3,8 Millionen Betroffene haben nach den Daten der Creditreform keine Chance mehr, ihre Schulden aus eigener Kraft abzutragen. Die deutsche Hochburg der überschuldeten Menschen ist nach Angaben der Creditreform Bremerhaven, wo fast zwanzig Prozent der Haushalte betroffen sind. Schuld gibt die Creditreform vor allem den schnell zugänglichen Sofortkrediten aus dem Internet. Es wäre also durchaus denkbar, dass auch die EU in nächster Zeit über entsprechende Werbeeinschränkungen nachdenken könnte, zumal nicht länger nur die Geringverdiener, sondern auch die Rentner davon betroffen sind.