Zentralbank

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Definition: Was ist eine Zentralbank?

Als Zentralbank bezeichnet man die Nationalbank oder (zentrale) Notenbank eines Landes. Die oberste Bank wird Bank der Banken genannt, weil sie Geschäftsbanken und staatliche Banken mit den benötigten Krediten versorgt. Zentralbank von Deutschland ist die Deutsche Bundesbank in Frankfurt am Main. Weil Deutschland eines der EU-Mitgliedsländer ist, untersteht seine Notenbank wie die Nationalbanken der anderen EU-Staaten der Europäischen Zentralbank (EZB).

Zentrale Notenbanken sind unabhängige öffentliche Körperschaften. Ihre Entscheidungen haben einen großen Einfluss auf die Währungspolitik und die internationalen Märkte. Die Geldpolitik der Zentralbank orientiert sich an den wirtschaftlichen Zielen der Politik.
Daher teilt man die Nationalbanken in Falken und Tauben ein.

Falken sind Länder, die bestrebt sind, die Inflationsrate ungeachtet der konjunkturellen Entwicklung niedrig zu halten. Sie bevorzugen einen erhöhten Zinssatz. Tauben nehmen stattdessen eine höhere Inflation in Kauf, weil ihr wichtigstes Ziel die Wirtschaftsstärkung ist. Sie halten den Zinssatz auf niedrigem Niveau.

Welche Aufgaben hat die Zentralbank?

Zentralbanken sind für die Wirtschaft des jeweiligen Landes und alle Marktteilnehmer von großer Bedeutung. Sie haben die unterschiedlichsten Aufgaben zu erfüllen. Und greifen mithilfe bestimmter Instrumente in das Marktgeschehen ein.

Die weltweit wichtigsten Zentralbanken

Zu den wichtigsten Nationalbanken zählen:

– Federal Reserve (Fed)
– Europäische Zentralbank (EZB)
– Bank of Japan (BoJ)
– Bank of England (BoE)
– Bank of China (BoC)

Die Federal Reserve mit Hauptsitz in Washington, D.C. ist die zentrale Notenbank der USA. Sie wird von den Entscheidungen des Federal Open Market Committee (FOMC) bestimmt. Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt/Main ist die oberste Bank der Europäischen Währungsunion. Ihre geldpolitischen Entscheidungen werden vom EZB-Rat gefällt. Sie sieht ihre wichtigste Aufgabe darin, die Preisstabilität in der Euro Zone zu sichern.

Dasselbe Hauptziel verfolgt die Bank of Japan in Tokio. Die Bank of England (Hauptsitz: London) ist die Nationalbank Großbritanniens. Sie bestimmt nach dem Brexit auch wirtschaftspolitische Ziele wie die Förderung der Konjunktur. Die Geldpolitik der BoE wird vom Monetary Policy Committee festgelegt. Die Bank of China Ltd. mit Sitz in Peking und Firmentochter in Hongkong ist die chinesische Staatsbank.

Was macht eine Zentralbank?

Wichtige Aufgaben der zentralen Notenbanken sind:

– Erhalt der Preisstabilität (Begrenzung der Inflation)
– Förderung des Wirtschaftswachstums
– Kontrolle und Steuerung der Geldmenge
– Verwaltung der Währungsreserven

– Festsetzen des Zinssatzes (Leitzins)
– Kontrolle des baren und unbaren Zahlungsverkehrs der Geschäftsbanken (Bankenaufsicht)
– Hausbank des Staates
– Berater von Regierungsstellen in geld- und währungspolitischen Angelegenheiten

Um die europäische Wirtschaftsentwicklung zu fördern, definierte die EZB Preisstabilität als Inflationsrate von 2 %. Zum sogenannten Leitzins leihen sich Geschäftsbanken bei ihr Kapital und sichern sich so ihre Liquidität. An diesem Leitzins orientiert sich außerdem der Zinssatz, zu dem die Geschäftsbanken Darlehen und Kredite an ihre Kunden vergeben. Weil diese ihre Konten bei der Zentralbank führen, ist eine problemlose Abwicklung des Zahlungsverkehrs gewährleistet.

Welche Instrumente stehen Zentralbanken zur Verfügung?

Um ihre währungs- und geldpolitischen Aufgaben zu erfüllen, bedienen sich die Nationalbanken mehrerer Instrumente:

– Hauptrefinanzierungsinstrument (MRO): Geschäftsbanken können sich über den Verkauf notenbankfähiger Wertpapiere bei der jeweiligen Zentralbank kurzfristig Kredite beschaffen. Für diese legt die Zentralbank den Leitzins fest.
– Spitzenrefinanzierungsfazilität (MLF): Diese können Geschäftsbanken nutzen, um noch kurzfristiger Kapital bei der Zentralbank zu erhalten. Dafür haben sie einen Zinssatz zu zahlen, der leicht über dem Leitzins liegt.
– Einlagefazilität (DF): Geschäftsbanken legen ihre Überschüsse kurzfristig bei der EZB an. Dafür erhalten sie einen Zinssatz, der unter dem Leitzins liegt.

Die Finanzkrise von 2008/2009 bewirkte eine Weiterentwicklung der Zentralbanken. Sie dürfen seither sogar zu außergewöhnlichen Maßnahmen greifen. Zu diesen gehört die Rettung von Geschäftsbanken vor dem Konkurs.

Durch den Kauf von Staatsanleihen anderer Länder erhöht die EZB seit März 2015 deren Liquidität und stärkt deren Konjunktur. Diese Neuerung wird als Quantitative Lockerung bezeichnet. Seit 2018 gibt es allerdings nur noch den Ersatz von Anleihen.

Warum sind Zentralbanken so wichtig für Börse und Anleger?

Von den Entscheidungen der zentralen Notenbanken machen Börsen-Profis und Privatanleger ihre Investitionen abhängig. Die lang anhaltende Niedrigzinspolitik der EZB sorgt dafür, dass mehr Anleger Aktien kaufen. Damit verursachen sie einen Anstieg der Aktienkurse. Ungünstige Nachrichten wie gestiegene Arbeitslosenzahlen werden von den Investoren hingegen als positives Signal gedeutet: Sie gehen von weiteren Zinssenkungen seitens der Zentralbanken aus. Und kaufen sich noch mehr Aktien.

Wer in Anleihen investiert, profitiert bei unveränderter Gesamtlage ebenfalls. Der vermehrte Anleihenkauf sorgt für einen Preisanstieg und sinkende Renditen. Senkt die Federal Reserve den US-Leitzins, wird der Dollarraum für Anleger weniger interessant. Weil Gold jedoch in US-Dollar notiert wird, erhöht ein niedriger US-Leitzins die weltweite Nachfrage nach Gold.

Von dem niedrigen EZB Leitzins profitieren außerdem Käufer von Immobilien und Anleger von offenen Immobilienfonds. Erstere erhalten zinsgünstige Immobiliendarlehen und eine wertstabile Geldanlage. Konventionelle Sparer haben weniger Glück: Festgeld, Tagesgeld und Sparbücher sind durch die geringen Einlagezinsen für sie nicht mehr attraktiv.

Fazit

Zentralbanken sind nicht nur unverzichtbare Kapitalgeber. Ihre Entscheidungen beeinflussen die nationale Konjunktur und die Investitionsbereitschaft der Anleger. Und natürlich den privaten Verbraucher, der sich über weitgehend gleichbleibende Kaufpreise freut.

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