Das Platzen der Kreditblase ist unausweichlich

Aus Schaden wird man klug? Nun, nicht immer und nicht im Finanzsektor, denn hier braut sich ein ungesunder Mix zusammen, der mehr an die Entstehungsgeschichte der Finanzkrise erinnert als uns allen lieb sein kann. Besonders akut gefährdet ist der Automobilsektor. Aber auch die Studiendarlehen und die Kreditkartenschulden haben eine besorgniserregende Höhe erlangt.

Werfen wir einen Blick zurück auf den Beginn der Finanzkrise und den Charakter des auf sie folgenden Aufschwungs, so kommen zwei wichtige Aspekte recht schnell in Erinnerung. Ausgelöst wurde die Krise durch ausfallende Kredite im Immobiliensektor. Weil die Preise für Häuser und Wohnungen angeblich nur steigen konnten, hatte man in den Jahren vor 2007 zu viele Immobilienkredite an Leute vergeben, die eigentlich gar nicht kreditwürdig waren.

Verschleiert wurde das Drama, indem man die Kredite der Schuldner mit niedriger Bonität mit erstklassigen Staatsanleihen bündelte und als sogenannte Asset-Backed Securities (ABS) an den Markt brachte. Die Konstrukte waren so undurchsichtig, dass wenn beispielsweise eine andere Bank als Käufer der ABS auf der Gegenseite stand, selbst Fachleute nicht durchblickten und wussten, was da wirklich gekauft wurde.

Lange ging das Spiel gut. Der Verkauf der Asset-Backed Securities war ein lohnendes Geschäft und die Einschätzungen der Ratingagenturen waren positiv. Was folgte, waren erste Fragen, die zu einem zunehmenden Vertrauensproblem führten. Schnell kam es zu einer Kettenreaktion, in der niemand niemandem mehr glaubte. Das Ende ist hinlänglich bekannt. Banken brachen reihenweise zusammen und die Finanzkrise griff reicht schnell auf die Realwirtschaft über.

Neue Autos als Symbol des Aufschwungs

Es waren die Autoverkäufe, die die amerikanische Wirtschaft aus der Krise geführt haben. Auch in Deutschland wurde der Fahrzeugabsatz mit staatlicher Unterstützung angekurbelt. Allerdings wurden die meisten Fahrzeuge auf Kredit gekauft. Das könnte nun zu einem Problem werden, denn im Gegensatz zu einer Immobilie verliert ein Auto Jahr für Jahr an Wert, auch dann, wenn es gar nicht benutzt wird.

Die Autokredite weisen in den USA seit Jahren ein rasantes Wachstum auf. Weil man den Fahrzeugabsatz hochhalten will, werden die Kreditstandards notfalls gesenkt. Es werden mittlerweile Kredite vergeben, die fast dem Wert des Neuwagens entsprechen. Die Konsequenz: Jeder Amerikaner mit Führerschein hat aktuell im Durchschnitt Autoschulden von 6.100 Dollar.

Ende 2016 belief sich das Volumen der Autokredite in den USA bereits auf 1.200 Mrd. US-Dollar. Analog zu den Geschehnissen im Vorfeld der Finanzkrise hat sich auch bei den Autokrediten ein Subprime-Segment herausgebildet. Der Kunde, der sich für einen normalen Kredit nicht qualifiziert, erhält trotzdem einen. Dafür zahlt er höhere Zinsen und Gebühren. Zusätzlich wird die Laufzeit des Kredits verlängert, damit die Raten nicht zu hoch werden.

In der Finanzbranche werden die neuen Subprime-Autokredite von den Gläubigern gerne gebündelt und an andere Interessenten weitergegeben. Möglicherweise kommt Ihnen dieses Spiel irgendwie bekannt vor. Dass die Sorglosigkeit zurück ist, kann man ohne Weiteres attestieren. Aber wie steht es mit den Gefahren? Sind sie ebenso einzuschätzen wie damals am Immobilienmarkt?

Zu klein um Ärger zu produzieren?

Der Hypothekenmarkt ist um einiges größer und illiquider als der Automarkt und kann deshalb nicht eins zu eins mit ihm verglichen werden. Neben dem unterschiedlichen Volumen werden gebrauchte Autos auch wesentlich schneller verkauft als Immobilien. Ein Gläubiger kommt also rascher an sein Geld oder einen Teil seines Geldes, wenn der Schuldner zahlungsunfähig wird.

Doch das Volumen der Autokredite ist groß genug, um eine gefährliche Kettenreaktion auszulösen. Sehr bedenklich ist, dass die Ausfallrate der Subprime-Autokredite mit den Jahren deutlich angestiegen ist. Recht gut aufgestellt sind in diesem gefährlichen Umfeld die Banken. Sie haben größtenteils Entwarnung signalisiert, denn aufgrund der strengeren regulatorischen Auflagen haben sie ihr Engagement im Autokredit-Geschäft in den letzten Jahren zurückgefahren.

In die von den Banken hinterlassene Lücke sind jedoch andere Finanzgesellschaften und die Hersteller selbst vorgestoßen. Ihre Kreditstandards sind oft tiefer als die der Banken, denn sie vergeben auch Kredite im Segment „deep subprime“. Die US-Investmentbank Morgan Stanley wies bereits darauf hin, dass der Anteil der ‚deep subprime‘-Kredite im Geschäft mit Verbriefungen innerhalb von sieben Jahren von 5,1 Prozent auf 32,5 Prozent gestiegen sei.

Für die US-Industrie und die Automobilproduzenten im Besonderen sind dies keine guten Nachrichten, denn der Aufschwung der vergangenen Jahre beruhte zu einem großen Teil auf den neu bestellten Fahrzeugen. Sie wurden nicht nur auf Kredit gekauft, sondern auch von Fahrzeughaltern bestellt, die eigentlich nicht kreditwürdig waren.

Die Banalität von Finanzkrisen

Das Muster von Finanzkrisen ist oftmals dasselbe. Sie beginnen meist nicht mit einem großen Paukenschlag, sondern mit einer Anzahl kleiner Verfehlungen, die sich langsam zu einer immer größeren Zahl aufschaukelt. Ab einem gewissen Punkt wird die Gefahr so groß, dass sie vom System nicht mehr gemanagt werden kann. An diesem Punkt wird auch die breite Öffentlichkeit auf die latente Krise aufmerksam, weil nun die medienwirksamen Paukenschläge wie Bankenpleiten und Bankfeiertage kommen, die man gemeinhin als am Beginn einer Finanzkrise vermutet.

Die kleinen Verfehlungen haben wir bereits hinter uns, die großen Paukenschläge stehen noch aus. Doch anders als in der Vergangenheit könnte es dieses Mal zunächst nicht die Banken selbst treffen, sondern die Automobilproduzenten und ihre Banken bzw. Finanzierungsgesellschaften. Sie vergeben rund die Hälfte aller Autokredite in den USA. Dabei ist der Anteil von Subprime-Krediten in ihrem Portfolio mit 75 Prozent deutlich höher als bei den Banken. Vermutlich wurde zugunsten des Umsatzes bei der Kreditqualität immer wieder mal ein Auge zugedrückt.

Da die Autoindustrie mit ihren kreditfinanzierten Autoverkäufen in den vergangenen Jahren den Löwenanteil der Expansion der US-Wirtschaft stellte, könnte die nächste Finanzkrise für viele nicht mit der Nachricht über eine neue Bankenpleite beginnen, sondern mit dem Zusammenbruch eines großen Automobilherstellers, dem plötzlich – und für die Meisten vollkommen überraschend – die Autoabsätze wegbrechen, weil Subprime-Autokredite über Nacht zu heißen Kartoffeln mutiert sind und nicht mehr vergeben werden.

Wenn die politischen Chefköche das köchelnde Gericht zusätzlich noch mit einer Prise Handelskrieg würzen, könnte die ungenießbaren Brocken schon bald Produzenten und Konsumenten gleichermaßen im Halse stecken bleiben.

Morgan Stanley-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Morgan Stanley-Analyse vom 28. März liefert die Antwort:

Die neusten Morgan Stanley-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Morgan Stanley-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 28. März erfahren Sie was jetzt zu tun ist.

Morgan Stanley: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...

Kaufen, halten oder verkaufen – Ihre Morgan Stanley-Analyse vom 28. März liefert die Antwort

Sichern Sie sich jetzt die aktuelle Analyse zu Morgan Stanley. Nur heute als kostenlosen Sofort-Download!

Morgan Stanley Analyse

Morgan Stanley Aktie

check icon
Konkrete Handlungsempfehlung zu Morgan Stanley
check icon
Risiko-Analyse: So sicher ist Ihr Investment
check icon
Fordern Sie jetzt Ihre kostenlose Morgan Stanley-Analyse an

Disclaimer

Die auf finanztrends.de angebotenen Beiträge dienen ausschließlich der Information. Die hier angebotenen Beiträge stellen zu keinem Zeitpunkt eine Kauf- beziehungsweise Verkaufsempfehlung dar. Sie sind nicht als Zusicherung von Kursentwicklungen der genannten Finanzinstrumente oder als Handlungsaufforderung zu verstehen. Der Erwerb von Wertpapieren ist risikoreich und birgt Risiken, die den Totalverlust des eingesetzten Kapitals bewirken können. Die auf finanztrends.de veröffentlichen Informationen ersetzen keine, auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtete, fachkundige Anlageberatung. Es wird keinerlei Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden übernommen. finanztrends.de hat auf die veröffentlichten Inhalte keinen Einfluss und vor Veröffentlichung sämtlicher Beiträge keine Kenntnis über Inhalt und Gegenstand dieser. Die Veröffentlichung der namentlich gekennzeichneten Beiträge erfolgt eigenverantwortlich durch Gastkommentatoren, Nachrichtenagenturen o.ä. Demzufolge kann bezüglich der Inhalte der Beiträge nicht von Anlageinteressen von finanztrends.de und/ oder seinen Mitarbeitern oder Organen zu sprechen sein. Die Gastkommentatoren, Nachrichtenagenturen usw. gehören nicht der Redaktion von finanztrends.de an. Ihre Meinungen spiegeln nicht die Meinungen und Auffassungen von finanztrends.de und deren Mitarbeitern wider. (Ausführlicher Disclaimer)